Gül: „Die Türkei bietet viele Chancen“

Österreich würde vom EU-Beitritt des Landes kräftig profitieren, wirbt der türkische Präsident beim Staatsbesuch in Wien.

Letztes Update am 03.05.2011, 17:45

Staatsbesuch Präsidentenriege: WKO-Chef Leitl (li.), die Staatschefs Gül und Fischer.

„Die Beziehungen mit der Türkei ins Lot bringen“

Soll die Türkei in die EU? Die umstrittene Aufnahme des Landes in die Gemeinschaft dominierte den zweiten Tag des Staatsbesuchs von Abdullah Gül in Österreich. Der türkische Präsident warb vor Unternehmern und Politikern mit dem wirtschaftlichen Potenzial seines Landes: „Uns ist wichtig, dass EU-Verhandlungen nicht behindert werden“, betonte Gül. Er wisse, dass die Unterstützung des österreichischen Volkes für einen EU-Beitritt nicht sehr stark sei. „Aber man muss die Menschen in Österreich stärker informieren, wie Wirtschaft und Volk vom EU-Beitritt der Türkei profitieren könnten.“

Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer plädierte für eine intensivere Debatte: Die EU habe beschlossen, mit dem Land über den Beitritt zu verhandeln. „Das heißt aber auch, Verhandlungen zu führen.“ Nur dann könne man eine Entscheidung treffen. Der Besuch sei „Anstoß für den Ausbau der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen.“

Rund 270 Unternehmen aus Österreich und der Türkei nutzten die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme: „Wir konnten unsere Türkei-Umsätze in den letzten drei Jahren jeweils verdoppeln“, freute sich etwa Herbert Hübl, Exportleiter beim Brandmelder-Produzenten Schrack Seconet. „Aber es wäre für uns einfacher, wenn das Land in der EU wäre.“

„Wir würden mit weniger Bürokratie kämpfen“, glaubt Stefan Pfeifer, Geschäftsführer der voestalpine Krems Finaltechnik. Er versuchte, Partner für die Errichtung von Hochregallagern in der Türkei zu gewinnen. „Denn der türkische Markt ist für uns sehr interessant.“

* » Hintergrund: Gül: „Türken haben Brückenfunktion“

Zollunion

Bereits jetzt ist die Türkei mit der EU in einer Zollunion, auch in der europäischen Wirtschaftskammer ist die Türkei bereits vertreten. Deren Ehrenpräsident, Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl, freut sich über die zunehmend intensiveren Handelsbeziehungen: „Österreich hat 2010 die Nr. 1-Position bei den Investoren eingenommen.“ Die größten Investitionen kamen von der OMV und vom Verbund. Die heimischen Türkei-Exporte stiegen nach der Krise 2009 im Vorjahr wieder um 40 Prozent auf über eine Milliarde Euro.

Das große Entwicklungspotenzial der Türkei liegt in der Bevölkerungsstruktur. 26 Prozent der Türken sind unter 15 Jahre alt. Österreich profitiert vom aktuellen Boom. Das türkische Wirtschaftswachstum erreichte im Vorjahr 7,5 Prozent, heuer wird ein Wachstum von fünf Prozent erwartet.

„Die Türkei bietet viele Chancen“, lud Gül daher Investoren ein. So will das Land bis 2020 bis zu 120 Milliarden Euro in den Energiesektor investieren. Gül betonte, das Land wäre heute ein anderes als noch vor zehn Jahren. Und er verwies auf die starke Dynamik: „2020 wird die Türkei zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt gehören.“

via Gül: „Die Türkei bietet viele Chancen“ | kurier.at.


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