Türkei gerät wegen möglichen Giftgasangriffs unter Druck

PKK-Kämpfer im irakischen Berggebiet
© DAVID FURST/AFP/Getty Images

13.8.2010
Kurden-Problem
Türkei gerät wegen möglichen Giftgasangriffs unter Druck

Politiker und Menschenrechtler haben die Türkei aufgefordert, den Tod von acht kurdischen Rebellen aufzuklären. Diese könnten mit Chemiewaffen getötet worden sein.

Setzt die Türkei in der Auseinandersetzung mit der kurdischen Widerstandsorganisation PKK Chemiewaffen ein? Dies legen zumindest Fotos nahe, deren Authentizität nun durch einen deutschen Bildfälschungsexperten bestätigt wurde, wie Spiegel Online berichtet.
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Auf den Fotos, die kurdische Aktivisten bereits Anfang März einer deutschen Menschenrechtsdelegation übergaben, sind verbrannte, verstümmelte und verätzte Körperteile zu sehen. Nach Angaben der türkisch-kurdischen Menschenrechtler handelt es sich dabei um die Leichen von PKK-Kämpfern, die im September 2009 getötet worden seien.

Die Tageszeitung (taz) hat die Fotos dem Hamburger Universitätsklinikum vorgelegt. Die Ärzte gingen davon aus, dass die acht Kurden „mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Einsatz chemischer Substanzen“ starben. Sollte sich dies als richtig herausstellen, hätte die Türkei damit gegen die auch von ihr unterzeichnete Chemiewaffenkonvention verstoßen.

Politiker unterschiedlicher Parteien fordern nun Aufklärung. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine Obduktion der Leichen von PKK-Kämpfern angeordnet wird, aber die Ergebnisse unter Verschluss gehalten werden“, sagte die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth Spiegel Online. Sie erwarte eine „unabhängige Untersuchung“. Auch CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz sprach sich für eine Untersuchung unter internationaler Beteiligung aus.

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle, Uta Zapf (SPD), will Bundesaußenminister Guido Westerwelle auffordern, eine Untersuchung durch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen zu veranlassen, die die Einhaltung der Chemiewaffenkonvention überwacht. „So eine Untersuchung hat es aber in der Vergangenheit noch nie gegeben“, sagte Zapf der taz.

Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges wies darauf hin, dass der Verdacht, dass die Türkei im Kampf gegen die PKK Chemiewaffen einsetze, seit Langem existiere. Ein Nachweis sei aber bisher nicht möglich gewesen. Dies könnte sich nun ändern. Zumal der taz bereits neue Bilder vorliegen, auf denen möglicherweise die Leichen von sechs weiteren PKK-Rebellen zu sehen sind. Auch diese Fotos werden nun geprüft.

Das türkische Außenministerium wies laut taz alle Vorwürfe zurück. Im Arsenal der Streitkräfte befänden sich keine biologischen oder chemischen Waffen, heißt es aus Ankara.
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