Nur auf den Menschen kommt es an

Sa, 4. Sep. 2010
Dürener Nachrichten / Lokales / Seite 15

Nur auf den Menschen kommt es an

Familie Eren aus der Türkei lebt über 35 Jahre in Deutschland und fühlt sich wohl. Integration ist in Düren auf einem guten Weg.

Von Sandra Kinkel
Düren. „Der Glaube oder die Hautfarbe eines Menschen ist erst die zweite Frage. Mensch ist Mensch, egal, wo er herkommt.“ Für Ziya Eren (52) ist dieser Satz genau so selbstverständlich wie für seine Frau Ayren (57) und seine Tochter Yeliz Ciloglu (30). Die Familie stammt aus der Türkei, Ziya Eren ist seit 1973 in Deutschland. Sein Vater kam als Gastarbeiter nach hier. Seit 1974 lebt Ziya Eren in Kreuzau. Drove, sagt der dreifache Familienvater, sei seine Heimat. Hier hat die Familie ein Haus und einen Nutzgarten. Zum letzten Mal in der Türkei waren die Erens vor sieben Jahren.

Familie Eren ist angekommen, sie fühlen sich in Düren integriert. Ziya Eren arbeitet in einer großen Fabrik, engagiert sich im Moscheeverein. Seine drei Töchter sind alle hier geboren, sprechen genau wie die Eltern fließend Deutsch. „Anfangs war es sehr schwer“, sagt Eren. „Aber heute kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen, in die Türkei zurück zu gehen.“

Ziya Eren kennt die Vorwürfe, dass viele Muslime in Deutschland sich in eigenen Stadtvierteln zusammenrotten, er kennt den Begriff Parallelgesellschaften. „Ich glaube nicht, dass die Muslime in Düren absichtlich im Nordteil der Stadt eine eigene City gebildet haben. Es war einfach so, dass wir anfangs nirgendwo anders Wohnungen bekommen haben. Und viele Leute sind dann einfach geblieben. Dass sich dann auch türkische Geschäfte angesiedelt haben, ist doch logisch.“

Ähnlich sieht das auch Dr. Suheer Halabi, Vorsitzender des Dürener Islamforums, der seit 17 Jahren an der Rur lebt. „Es hat historische Gründe, dass in Nord-Düren viele Muslime leben. Und nicht den Grund, dass diese Menschen unter sich sein wollen. Im Gegenteil: Immer mehr versuchen, auch anderswo Fuß zu fassen.“

Gabi Freitag, Vorsitzende des Integrationsausschusses, glaubt, dass Düren in Sachen Integration auf einem guten Weg ist. „Wir leben hier friedlich miteinander, aber leider manchmal auch nebeneinander.“

Sicher, so Freitag weiter, gebe es in Düren Parallelgesellschaften, die könne man allerdings nicht auf Nord-Düren beschränken. „Gerade hier in diesem Stadtteil hat sich sehr viel getan“, so die stellvertretende Bürgermeisterin. ¸ Um noch mehr Teil ihrer neuen Heimat zu werden haben die Muslime heute alle Dürener zum Fastenbrechen auf den Ahrweilerplatz (siehe Kasten) eingeladen. „Wir wollen aufeinander zugehen“, sagt Dr. Suheer Halabi. „Vorurteile abbauen. Auch was unsere Religion angeht. Denn unser Glaube bedeutet, in Frieden miteinander zu leben. Und wer etwas anderes denkt, der irrt.“ „Es gibt in jedem Volk solche und solche“, ergänzt Ziya Eren. „Bei den Muslimen gibt es Extremisten und in Düren sitzt ein NPD-Mitglied im Stadtrat. Das ist traurig. Aber jeder darf seine Meinung äußern, so lange er keine Gewalt anwendet. Das ist Demokratie.“

Ziya Eren hofft, beim Ramadan¬abend mit vielen ins Gespräch zu kommen. „Mit Menschen“, sagt er. „Egal, was für eine Hautfarbe oder welchen Glauben sie haben. Einfach mit Menschen.“


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