Deutsche Staatsbürgerschaft weniger gefragt

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wollen immer weniger Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger Ausländer eingebürgert als die Jahre zuvor.

Immer weniger in Deutschland lebende Ausländer nehmen die deutsche Staatsbürgerschaft an. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, wurden im Verlauf des vergangenen Jahres rund 96 100 Ausländer eingebürgert. Das waren zwar 1,7 Prozent mehr als 2008, allerdings deutlich weniger als in den Jahren zuvor. 2000, als das neue Staatsangehörigkeitsrecht eingeführt wurde, ließen sich etwa 186 700 Menschen einbürgern, Bis 2005 sank die Zahl auf gut 117 000, 2007 waren es noch 113 000 Personen.

Innerhalb Deutschlands war den Statistikern zufolge die Entwicklung recht uneinheitlich. In neun Bundesländern ging die Zahl der Einbürgerungen gegenüber dem Vorjahr zurück, davon am stärksten in Hessen (minus 713), Berlin (minus 557) und Niedersachsen (minus 481). Dagegen stieg sie in sieben Ländern an – am meisten in Bayern (plus 2065), Baden-Württemberg (plus 935) und Hamburg (plus 907).

70 Prozent aller 2009 Eingebürgerten (67700 – plus drei Prozent) lebten seit mindestens acht Jahren regelmäßig in Deutschland und hatten eine gültige Aufenthaltserlaubnis. In der Bundesrepublik lebende Familienangehörige waren mit 10390 Fällen (minus drei Prozent) die zweithäufigste Gruppe. An dritter Stelle mit rund 7650 Fällen (minus sieben Prozent) standen Einbürgerungen von Ausländern mit einem deutschen Ehe- oder Lebenspartner.

Die größte Gruppe der Eingebürgerten stellten 2009 – wie schon in den Jahren zuvor – Menschen aus der Türkei (24 600). Danach folgten Einbürgerungen von Menschen aus dem ehemaligen Serbien und Montenegro und seinen Nachfolgestaaten (5700), aus dem Irak (5100) und Polen (3800).

Die größte Zunahme gegenüber dem Vorjahr trat bei Einbürgerungen aus Afghanistan mit einem Plus von 41 Prozent und dem Irak mit einem Anstieg von 21 Prozent auf. Der größte Rückgang wurde bei Einbürgerungen aus Serbien und Montenegro mit einem Minus von 17 Prozent verzeichnet.

Statistik lässt keine Rückschlüsse auf Stand der Integration zu

Nach Ansicht der Bundesbeauftragten für Integration, Maria Böhmer (CDU), haben die niedrigen Einbürgerungszahlen vielfältige Gründe, die analysiert werden müssten. Rückschlüsse auf den Stand der Integration in Deutschland lasse die Statistik nicht zu. Für das Gelingen von Integration seien vielmehr gute Sprachkenntnisse sowie eine fundierte Bildung entscheidend. Böhmer fügte hinzu, dass die aktuellen Zahlen zum Anlass genommen werden sollten, noch intensiver für die Vorteile einer Einbürgerung zu werben: „Wir brauchen eine Willkommenskultur, die Migranten mit ihren Potenzialen offen empfängt.“

Scharfe Kritik äußerte der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir. Die Bundesrepublik stelle sich im europäischen Vergleich ins Abseits. Deutschland müsse die Einbürgerungspolitik endlich korrigieren, forderte er. Der Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit gehöre „in die Mottenkiste“. Auch der Optionszwang müsse abgeschafft werden. Die Regelung sei „integrationspolitischer und bürokratischer Unsinn“.

gxb/apn

Quelle: focus.de


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